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Insights

Corona Mobility: Wie wir uns während der Pandemie fortbewegen

#stayathome, #socialdistancing und #flattenthecurve: Die umfangreichen Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens zeigen Wirkung – besonders beim Mobilitätsverhalten. Doch wie bewegen sich die Menschen nun anders? Zusammen mit unseren Freunden von MOTIONTAG haben wir Mobilitätsdaten aus Deutschland und Italien analysiert und interaktiv visualisiert.

Weniger ist mehr: Die Deutschen steigen auf Fahrrad- und Fußwege um

Es dürfte keinen überraschen: Die Deutschen sind seit dem Lockdown seltener unterwegs. Das zeigt auch unsere Analyse der Mobilitätsdaten von Motiontag.* Über alle Mobilitätsformen hinweg ist ein deutlicher Rückgang der Nutzung zu verzeichnen:

Abb. 1: Nutzung verschiedener Mobilitätsformen in Deutschland, KW10 vs. KW13 (siehe auch Full-Screen-Version)

Take-Aways:

  • Rückgang bei allen Mobilitätsformen – die Menschen sind deutlich seltener unterwegs
  • Stärkster Nutzungsrückgang im öffentlichen Nahverkehr bis unter 20% des Normalbetriebs
  • Moderater Rückgang von Fahrten mit Auto und Fahrrad

Die Deutschen sind nicht nur seltener unterwegs, die Trips werden insgesamt auch kürzer. Einzig bei der Fortbewegung zu Fuß und mit dem Fahrrad lässt sich ein anderer Trend erkennen: Auch wenn insgesamt weniger Trips stattfinden, sind die Menschen in Deutschland verhältnismäßig länger und weiter unterwegs als vor den Kontaktbeschränkungen.

Abb. 2: Nutzung verschiedener Mobilitätsformen in Deutschland (Häufigkeit, Dauer, Strecke), KW6 bis KW13 (siehe auch Full-Screen-Version)

Take-Aways:

  • Über alle Mobilitätsformen hinweg gibt es deutlich weniger Bewegungen.
  • Der öffentlichen Nahverkehr zeigt die größten Verluste: Sowohl die Anzahl an Trips als auch die gesamte Tripdauer und zurückgelegte Strecke gehen mit unter 20% des Normalbetriebs stark zurück.
  • Fahrten mit Auto und Fahrrad nehmen am wenigstens stark ab: Sie fallen nur auf etwa 50% der normalen Häufigkeit zurück.
  • Dabei geht v.a. die im Schnitt gefahrene Strecke mit dem Auto zurück – es finden also vor allem sehr lange Fahrten nicht mehr statt.
  • Nach dem Beginn der Kontakteinschränkungen wird verhältnismäßig länger und weiter zu Fuß gelaufen und Fahrrad gefahren – auch wenn insgesamt weniger Trips stattfinden.

Carsharing-Angebote leiden – vor allem im internationalen Vergleich

Verschiedene Länder, verschiedene Restriktionen des sozialen Lebens – und damit auch verschiedene Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten. Das zeigt unsere Analyse von internationalen Carsharing-Daten.** Legt man die Daten von Deutschland und Italien auf einer Timeline nebeneinander, lässt sich sehr leicht ablesen, wann die Länder ihre Lockdown-Regelungen durchgesetzt haben und wie strikt diese waren.

Abb. 3: Carsharing-Nutzung in Deutschland und Italien im März 2020 (siehe auch Full-Screen-Version)

Take-Aways:

  • Die Mobilitätsdaten spiegeln deutlich den zeitlichen Versatz der Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens in Italien (ab 9.3.2020) und Deutschland (ab 16.3.2020) wider.
  • In Deutschland geht die Carsharing-Nutzung zurück und liegt etwa bei ca. 50% des Normalbetriebs.
  • In Italien werden die deutlich schärferen Maßnahmen (Ausgangssperre) sichtbar:  Carsharing-Angebote werden kaum noch genutzt; die Nutzungszahlen liegen bei ca. 15-20% des Normalbetriebs.

Die deutlich strengeren Maßnahmen in Italien führen zu einem noch drastischeren Rückgang der Carsharing-Nutzung, als es in deutschen und österreichischen Städten der Fall ist:

Abb. 4: Carsharing-Nutzung in verschiedenen europäischen Städten, KW10 vs. KW13 (siehe auch Full-Screen-Version)

Take-Aways:

  • Über alle europäischen Städte hinweg wird ein starker Rückgang der Carsharing-Nutzung bis unter 50% des Normalbetriebs deutlich.
  • In Mailand und Rom ist dabei der größte Rückgang zu sehen – auf unter 20% des Normalbetriebs. Das spiegelt die scharfen Restriktionen in Italien gut wider.
  • Innerhalb von Deutschland und Österreich ist ein leichtes Nord-Süd-Gefälle zu erkennen: München und Wien zeigen stärkere Rückgänge in der Carsharing-Nutzung als Berlin.

Warum Mobilitätsdaten visualisieren?

Das Mobilitätsverhalten hat sich durch Corona maßgeblich verändert – das ist für jeden ersichtlich. Welchen Nutzen bringt es dann, Mobilitätsdaten zu analysieren und zu visualisieren? Mithilfe von Auswertungen wie unserer lassen sich die alltäglichen Beobachtungen zur zurückgehenden Mobilität mit konkreten Zahlen beschreiben. So können Erkenntnisse gewonnen und Maßnahmen abgeleitet werden – beispielsweise von Mobilitätsanbietern, die die noch vorhandene Nachfrage optimal bedienen wollen. Gleichzeitig kann die weitere Entwicklung des Mobilitätsverhaltens bei Anpassungen der gesetzlichen Regelungen beobachtet und sogar prognostiziert werden – wie bei der bevorstehenden schrittweisen Lockerung der Lockdown-Maßnahmen. 

Sind Sie an Details zu unserer Auswertung oder generell am Thema Data Analytics interessiert, kontaktieren Sie gern unseren CEO Jens Wille via wille@ubilabs.com.

* Die Ergebnisse beruhen auf Messungen, die das Unternehmen MOTIONTAG GmbH aus Potsdam mit Hilfe einer smartphone-basierten Tracking-Technologie erstellt. Sensordaten werden damit aufgezeichnet und mittels intelligenter Algorithmen automatisch die genutzten Verkehrsmittel und Mobilitätsmuster erkannt. Die Technologie ist als SDK in verschiedenen Apps integriert. Für Daten, die in diesen Auswertungen genutzt wurden, hat MOTIONTAG eine Nutzungsvereinbarung mit den entsprechenden App-Providern.
** Die Carsharing-Daten stammen aus öffentlich zugänglichen Schnittstellen, die regelmäßig angefragt wurden. Sie enthalten Daten verschiedener Anbieter in mehreren europäischen Großstädten.