Das Gehirn der Karte: Die Google Maps APIs
In unserem letzten Artikel ging es darum, wie Unternehmen interaktive Karten nutzen können. Dieses Mal wollen wir über die “Synapsen” der Karte sprechen: Die APIs. Unsere Google Maps Experten David Fricke, Linda Schaumburg und Philipp Lauser erklären, welche die am meisten genutzten APIs sind und warum Versandhandelsunternehmen mit der Autocomplete-Funktion Kosten einsparen können.
Vorab: Ihr seid Spezialisten für Google Maps APIs. Was ist überhaupt eine API?
LS: Eine API – Application Programming Interface – ist eine Programmierschnittstelle. Mithilfe von Schnittstellen werden Anwendungen an ein Softwaresystem angebunden. Google Maps APIs bieten eine Fülle an Möglichkeiten, um interaktive Karten erlebbar und nutzbar zu machen. So dient zum Beispiel die Google Maps Directions API dazu, die Frage zu beantworten, wie lange eine Autofahrt von Hamburg nach München dauert, und welche die optimale Route ist.
Wie stehen APIs und Karten miteinander in Verbindung?
DF: Karten und APIs stehen in einer engen Verbindung zueinander. Möchte man etwas auf der Karte darstellen, geschieht das mit Hilfe der APIs. Um es bildlich zu erklären: Die Karte ist der Pizzaboden und die APIs sind die unterschiedlichen Beläge. Die Karte bildet eine Basis, auf der die APIs Antworten liefern können. Sie machen die Karte “lebendig”, sie sind das Gehirn der Karte.
Welche sind die am häufigsten verwendeten APIs?
DF: Am häufigsten wird die Geocoding API von unseren Kunden verwendet. Diese API wandelt eine Adresse in geographische Koordinaten um, die als Marker auf der Karte platziert werden können. Das Ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt. Geocoding wird oft verwendet, um Geschäftstandorte, Mitarbeiter oder Einsatzorte auf der Karte darzustellen. Dadurch können unter anderem Arbeitswege besser berechnet und optimiert werden.
LS: Auch die Directions API ist eine der am häufigsten genutzten Schnittstellen. Mit ihr lassen sich Wegbeschreibungen zwischen Standorten abrufen, Routen mit bis zu 100 Wegpunkten planen und die geschätzte Reisedauer errechnen. Diese API kommt somit zum Einsatz, wenn es in Unternehmen um Routenplanung und Routenoptimierung geht. Um das Beispiel der Geocoding API zu vervollständigen: Wurde der Standort der Mitarbeiter visualisiert, kann mit der Directions API der kürzeste oder schnellste Weg zum nächsten Kunden errechnet werden.
Gibt es besonders spannende APIs?
DF: Einer meiner Favoriten ist die Roads API. Sie ermittelt die Straße, auf der ein Fahrzeug fährt und liefert weitere Metadaten über diese Straße, wie etwa Tempolimits. Darüber hinaus verfügt sie über die “Snap-to-Roads”-Funktion, die beim Tracking von Fahrzeugen eingesetzt wird. Durch die Roads API kann die Strecke mit der Straße abgeglichen werden. Daraus kann ermittelt werden, auf welcher Straße das Fahrzeug mit größter Wahrscheinlichkeit gefahren ist. Das ist für Unternehmen mit Fuhrparkmanagement deutlich angenehmer, da die Routen direkt mit den Daten des GPS-Sensors dargestellt werden. Zudem lassen sich die Fahrten besser und genauer auswerten.
LS: Mit einer Datenbank von über 100 Millionen Unternehmen, Geschäften und anderen Points of Interests ist die Places API für mich unglaublich beeindruckend. Hilfreich ist dabei auch die Umkreissuche und die automatische Adressvervollständigung. Jeder kennt die Vorteile von Autocomplete beim Googlen, das wissen auch Unternehmen im B2B und im B2C Geschäft zu nutzen. Autocomplete ist nicht nur benutzerfreundlich, weil sie Arbeit abnimmt. Sie hilft auch, bei der Adressvalidierung für Versandunternehmen Fehler zu minimieren und effizienter zu arbeiten.
In welcher Verbindung stehen die APIs untereinander?
PL: Häufig werden Informationen aus einer API durch weitere APIs ergänzt und mit weiteren Informationen angereichert. Ein gutes Beispiel für die Verwendung mehrerer APIs ist www.wo.de. Die Website zeigt relevante Informationen zum aktuellen Standort oder einem bestimmten Ziel an. Dafür arbeiten im Hintergrund drei APIs – Places, Geocoding, Directions. Ein weiteres gutes Beispiel ist Sun Surveyor: Die App berechnet, wann und wo das perfekte Sonnenlicht vorherrscht. Diese Anwendung hilft beispielsweise bei der Standortsuche für Solarpaneele. Auch Fotografen nutzen diese App für ihre Arbeit. Dafür wurden die Elevation API, Time Zone API, Google Maps SDK for iOS und die Google Maps Android API integriert.
Woran arbeitet Google derzeit – und worauf können wir in Zukunft hoffen?
LS: Google arbeitet stetig an der Verbesserung und Erneuerung der APIs. So sollen die Möglichkeiten der Directions und Distance Matrix API in Zukunft wachsen. Vor kurzem wurden bei der Directions API die historischen Verkehrsdaten integriert. Die Daten geben Aufschluss darüber, wie der Verkehr voraussichtlich an einem bestimmten Tag in der Woche zu einer bestimmten Uhrzeit sein wird. Diese Erweiterung der API wurde gut angenommen. Ich bin gespannt, welche Neuerungen Google in den nächsten Jahren auf den Weg bringt. Klar ist, dass sie mit Hochdruck daran arbeiten, auch in Zukunft die Kundenbedürfnisse so breit abzudecken.