Obdachlose Menschen sind oft isoliert und haben es schwer, an alltäglichen Dingen wie Einkaufen oder Kaffeetrinken teilzuhaben. Deswegen beauftragte uns die Hilfsorganisation KARUNA in Berlin mit der Erweiterung der Hilfe-App Mokli um eine Wallet-Funktion mit eigener, digitaler Währung. Diese ermöglicht Direktspenden und eine neue Form der Integration.
Die Integration in das Alltagsleben ist obdachlosen Menschen fast unmöglich
Menschen ohne festen Wohnsitz haben nicht die finanziellen Mittel dort einzukaufen, wo andere einkaufen. Oft bleiben abschätzende Blicke nicht aus und so bleiben die jugendlichen Wohnungslosen lieber unter sich. Eine Teilhabe am normalen Leben scheint aufgrund der Ausgrenzung aus der Gesellschaft nicht mehr möglich. Psychische Probleme, Abhängigkeiten oder Angst vor Überfällen erschweren zusätzlich einen gesunden Umgang mit Geld. Streetworker und Notleidende sehen sich immer der Gefahr ausgesetzt, überfallen zu werden, wenn sie Geld dabei haben.
Um diesem Teufelskreis zu entkommen und die Autonomie der obdachlosen Menschen zu stärken, brachte KARUNA eine digitale Währung auf den Weg, den Karuni.
Eine digitale Währung für mehr Eigenverantwortung und Integration
Mit der Mokli-Wallet-Funktion haben wir eine Webanwendung entwickelt, die Transaktionen mit einer digitalen Währung ermöglicht, basierend auf der Cloud-SQL-Datenbank für Transaktionen und Benutzer. Das Bezahlsystem ist über die App Mokli zugänglich. Mit der digitalen Währung Karuni können Menschen in Not in ausgewählten Partner-Cafés einkaufen und in einem sicheren Umfeld essen oder einen Kaffee trinken, ohne dass sie mit abschätzenden Blicken rechnen müssen - bisher keine Selbstverständlichkeit.
Das steigert die Eigenverantwortung der wohnungslosen Menschen und sorgt gleichzeitig für eine Art Eigenschutz beim Geldausgeben, da der Kauf nur mit Interaktion anderer Menschen in ausgewählten Cafés möglich ist. Die Schaffung einer neuen Form der Direktspende in der Wallet-App stärkt außerdem das Vertrauen darin, dass die Spenden auch sicher ankommen.
Digitale Währung als Schlüssel für soziale Innovationen
Der Karuni hilft derzeit obdachlosen Menschen bundesweit bei der Integration in das Alltagsleben und verschafft den Menschen in Not zusätzlich Sicherheit. Eine digitale Währung könnte aber noch viel weiter gedacht werden und beispielsweise für den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen für Menschen in Not verwendet werden:
Die digitale Währung kann den sozialen Sektor revolutionieren, weil sie die Chance für eine echte Inklusion bietet, und es gibt viele potenzielle Anwendungsfälle wie öffentliche Verkehrsmittel oder die Sozialhilfe. Während der Pandemie waren wir mit Tausenden von Menschen konfrontiert, die sich keine Lebensmittel leisten konnten, und mussten Geld an große Menschenmengen auf der Straße verteilen. Nun kann der KARUNI als digitale Währung den Menschen in Not Sicherheit und Würde geben.
Hintergrund
Die Hilforganisation KARUNA in Berlin unterstützt Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen. Karuna betreut und berät die jungen, oft obdachlosen Menschen in Not nicht nur, sondern kümmert sich auch darum, dass sie sich kurzfristig selbst Hilfe organisieren können. Um das zu ermöglichen, wurde 2017 das Projekt der Hilfefinder-App Mokli ins Leben gerufen. Das Projekt gewann die Google Impact Challenge und im Zuge dessen entwickelten wir als Google Partner zusammen mit Karuna die Mokli App. Sie bietet ein Verzeichnis mit über 3.500 Hilfseinrichtungen in ganz Deutschland.
Hier können Sie das Projekt unterstützen