Alisa Türck: Erfolgreiche Change-Prozesse in Unternehmen
Interview mit Alisa Türck (Geschäftsführerin Türck GMBH - Game Changer Company)
Alisa Türck ist CEO und Founder der Topmanagement-Beratung Türck GmbH - The Game Changer Company. Mit ihrem Unternehmen begleitet Sie Inhaber:innen und Managements bei Transformationsprozessen auf dem Weg zu einem digitalen und nachhaltigen Zeitalter. Im Interview erzählt sie von den Herausforderungen bei der Umsetzung von Change-Prozessen und den benötigten Daten für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen.
Alisa Türck begleitet und leitet seit über 20 Jahren digitale Projekte für Unternehmen. 14 Jahre lang hat sie in einem der größten unabhängigen Agentur-Netzwerke Deutschlands als Geschäftsführerin den Digitalbereich aufgebaut und mitverantwortet.
Nach der Agenturzeit folgte die Entscheidung, unternehmerisch tätig zu werden. Ein erstes Projekt war der Aufbau eines Corporate Startups im Silicon Valley im Bereich Datentechnologie für den Telekommunikations-Marktführer Ericsson.
2017 gründete Alisa Türck die Topmanagement-Beratung Türck Gmbh - The Game Changer Company und berät und begleitet Unternehmer:innen bei Change-Prozessen und Tranformationen auf dem Weg in das digitale und nachhaltige Zeitalter.
Alisa, Du bist Gründerin und Geschäftsführerin von „The Gamechanger Company“ – kannst Du kurz erklären, was das konkret für Euch bedeutet?
Wir beraten Unternehmen, insbesondere Inhaber:innen und Managements unterschiedlicher Unternehmen, sich zukunftsfähig aufzustellen, sowohl im Bereich Digitalisierung als auch im Bereich Nachhaltigkeit. Player wie Google, Apple, Facebook oder Amazon haben nicht nur die digitale Welt, sondern weite Teile vieler Branchen komplett auf den Kopf gestellt und damit wörtlich das “Spiel” sowie die Spielregeln verändert.
Auch die neue EU-Direktive mit einhergehenden neuen Berichtspflichten stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Unternehmen sind häufig mit diesen neuen Anforderungen und Spielregeln überfordert. Wir helfen ihnen bei der Transformation der Unternehmen, um die Gamechanger zu verstehen und im besten Fall selbst zum Gamechanger zu werden.
Mit welchen Fragen und Anliegen kommen Kunden konkret auf Euch zu?
Die häufigste Frage ist meistens sehr generalistisch, beispielsweise “Wir wollen bzw. müssen digitaler und nachhaltiger werden, können Sie uns in dem Transformationsprozess unterstützen?”
Es gibt auch Unternehmen mit konkreten Visionen und Zielen, die bei dem Aufbau der richtigen Infrastruktur und der Auswahl der passenden Technologien, Prozesse und Dienstleister Unterstützung benötigen. Wir sehen uns hierbei nicht als Pitchberater, sondern als Kundenberater, da wir auch über den Auswahlprozess hinweg bei der Implementierung begleiten, bei dem Aufbau von Teams und Personalfragen sowie Organisationsaufbau involviert sind.
Aus welchen Bereichen der Industrie erhaltet Ihr die meisten Anfragen?
Unsere Kunden kommen aus völlig unterschiedlichen Bereichen. Daher ist kein Kunden-Schwerpunkt festzustellen. Wir beraten viele Kunden aus dem B2C-Bereich, da wir ein tiefes Verständnis von Kunden-, Zielgruppen und Customer Centricity haben. Allerdings gibt es ebenso B2B-Kunden, deren Anforderungen sehr ähnlich sind - zum Beispiel die Entwicklung neuer Businessmodelle, Digitalisierung der Prozesse oder die Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie.
Welche Positionen haben Eure Ansprechpartner auf Kundenseite zumeist inne? Und in welchen Abteilungen werden die Entscheidungen getroffen?
Die Entscheidung, einen Change-Prozess im Unternehmen einzuleiten, wird in der Regel von Inhaber:innen oder CEOs getroffen. In letzter Zeit beobachten wir auch, dass die Impulse von den Aufsichtsräten, anderen Stakeholdern oder dem Kapitalmarkt bzw. Investoren ausgehen.
Warum hängen Nachhaltigkeit und Digitalisierung für viele Unternehmen so stark zusammen – wo gibt es die wichtigsten Überschneidungspunkte beider Ziele?
Bisher werden die beiden Themen in den Unternehmen getrennt betrachtet und auch separat angegangen. Allerdings unterliegen beide Bereiche immer einem Change-Prozess. Und die strategische Vorgehensweise und Umsetzung dieser wichtigen Themen sind meist gleich. Dabei haben wir festgestellt, dass eine Transformation immer bei den Menschen beginnt. Ohne die Mitarbeiter:innen eines Unternehmens gelingt keine erfolgreiche Transformation.
In die Zukunft gedacht werden aber auch Digitalisierung und Nachhaltigkeit enger verschmelzen - Digitalisierung kann die Umsetzung von Nachhaltigkeit skalieren und damit deutlich beschleunigen, beispielsweise über Software, Automatisierung von Prozessen, Datenerhebung und schnellere Auswertungsmöglichkeiten.
Was sind heute die größten Herausforderungen für Unternehmen, wenn es um Digitalisierung oder Nachhaltigkeit geht?
Die größten Herausforderungen der Unternehmen liegen in der Umsetzung von Transformationen. Da die meisten Unternehmen noch nie eine Transformation durchlaufen haben, ist eine gute Strategie allein noch nicht ausreichend. Transparente Kommunikation mit den Mitarbeiter:innen ist hierbei essentiell. Dies allein ist für viele Managements bereits ein Change-Prozess und erfordert einen neuen Führungsstil. Zudem erfordert es Geduld und Zeit. Eine erfolgreiche Transformation dauert in der Regel mehrere Jahre und ist nur mit ausreichend Schulungen der Mitarbeiter möglich.
Ein ganz anderer Aspekt ist, dass Unternehmen heute die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung getrennt voneinander betrachten. Nachhaltigkeit spielt in der Digitalisierung bisher keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle, z.B. welche Art von Strom verwendet der Cloud Anbieter, wie können Datenmengen reduziert statt immer mehr Daten generiert werden. Nicht die Datenmasse, sondern die Qualität und die Auswertungsmöglichkeiten sind entscheidend.
Und der wichtigste Aspekt ist, dass Unternehmen sich vor allem ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen stärker bewusst werden müssen. Es geht nicht mehr darum, kurzfristig möglichst viel Geld zu erwirtschaften. Wichtiger ist es, ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.
Nur nachhaltig aufgestellte Unternehmen, die alle Anforderungen erfüllen, werden zukünftig nicht nur das notwendige Kapital erhalten, sondern auch die richtigen Talente für sich gewinnen, um zukünftig erfolgreich sein zu können.
Wie wichtig sind Daten bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen?
Daten spielen eine zentrale Rolle, ohne Daten und KPIs (key performance indicators) ist Nachhaltigkeit in Unternehmen nicht umsetzbar. Vor allem bei der neuen CSR-Direktive und den CSR-Berichten geht es in erster Linie um Daten. Diese sind allerdings aktuell fast noch gar nicht verfügbar und müssen erst noch in den nächsten Jahren erhoben und analysiert werden.
Welche Daten werden genau benötigt? Und woher kommen diese?
Es werden in allen Bereichen und von allen Dienstleistern CO2-Emissionsdaten benötigt. Bisher gibt es diese Daten aber schlichtweg noch nicht. Viele kleinere Unternehmen kennen den CO2-Wert für ihr Unternehmen, ihre Produkte und ihre Dienstleister nicht. Für die Berechnung der Werte gibt es noch keine einheitlichen Standards, häufig obliegt dies dem Interpretationsspielraum der Unternehmen, welche Werte sie einfließen lassen und welche nicht.
Könntest Du hierfür Beispiele aus der Unternehmenspraxis nennen?
Wir bauen zum Beispiel gerade mit Media4Planet eine Datenbank für die Emissionswerte in der Kommunikationsbranche auf. Dies umfasst zum einen Medienunternehmen wie Meta oder RTL, Medien wie Instagram oder NTV und zum anderen die Platzierung von Einheiten und Werbeformaten wie Video versus Bild versus Text. Es umfasst aber auch das Betreiben der Medien, die Produktion der Inhalte sowie die Produktion der Werbung. Es gibt bereits erste Datenbanken, aber noch sehr rudimentär, da - wie gesagt - die meisten Unternehmen ihre Werte erst noch selbst erheben müssen.
Welche Tipps würdest Du Start-ups mit auf den Weg geben, um sich beim Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung von vornherein ideal aufzustellen?
Start-Ups sollten darauf achten, dass das Management beziehungsweise die Gründer:innen Team-divers aufgestellt sind, ebenso die Investor:innen. Zudem können Start-Ups genau wie Unternehmen darauf achten, dass sie bei der Darstellung des Pitch Decks eine Bildsprache wählen, die Männer und Frauen gleichberechtigt darstellen. Wir erhalten regelmäßig Pitch Decks, die das Thema Nachhaltigkeit noch gar nicht beinhalten. Viele Investor:innen achten bereits intensiv darauf, dass bei Start-Ups bereits eine nachhaltige Basis vorhanden ist und nicht von vornherein nach alten Mustern, insbesondere im Bereich Diversity oder Sustainability, gearbeitet wird.
Unternehmen gewinnen über die Verarbeitung und Analyse von Daten wertvolle Einsichten. Was könnten sie dazu beitragen, um dieses Wissen weiterzugeben und die breite Öffentlichkeit noch mehr für nachhaltige Themen zu sensibilisieren?
Unternehmen sind Multiplikatoren - über ihre Mitarbeiter, Kunden und Dienstleister haben sie einen hohen Wirkungskreis, den sie mit allen Mitteln nutzen sollten. Dies kann zum einen über transparente Berichterstattung der erreichten Ziele, eingesparte Emissionen und Wirkungen erfolgen. Zum anderen kann Nachhaltigkeit vor allem durch kollaboratives Arbeiten beschleunigt werden. Dazu gehören vor allem Data- und Knowledge- Sharing. Und Daten allein reichen nicht aus, erst eine einfache und verständliche Visualisierung transportiert die wesentlichen Erkenntnisse.