Wirksamer Katastrophenschutz dank Geodaten
Teil 3 aus der Serie "Smarte Städte von morgen" – basierend auf dem Fachartikel von Jens Wille in Transforming Cities 04-2021
Datenbasierten Anwendungen sind keine Grenzen gesetzt, wenn es um die aktive Gestaltung von Lebensraum und die Verbesserung von Lebensqualität in Städten geht. Der technologische Dreiklang aus Data Analytics, Location Intelligence und Cloud Computing ermöglicht es, ortsbezogene Daten zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten zu nutzen.
Der erste Teil dieser Reihe zeigt, wie Städte anhand von sozialen Faktoren lebenswerter gestaltet werden können. Im zweiten Teil sprechen wir über die Potenziale von Geodaten für ein intelligentes Verkehrsmanagement. Der dritte und letzte Artikel dieser Serie beantwortert die Frage, welche digitalen Lösungen den Katastrophenschutz und die Bekämpfung von Pandemien unterstützen.
Nutzung von Geodaten zur Pandemiebekämpfung
Von verheerenden Waldbränden bis hin zu Unfällen: Die Auswertung und Visualisierung von Bewegungsdaten auf interaktiven Karten kann Leben retten. Die Analyse ortsbezogener Informationen bietet zudem die Chance, Infektionsketten frühzeitig zu entdecken und zu unterbrechen.
Deshalb entwickelte Ubilabs in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover für das Bundesministerium für Gesundheit die kartenbasierte Dokumentationsplattform Kadoin: Auf Basis von Google Maps können Gesundheitsämter schneller und einfacher nachvollziehen, wer wann mit wem Kontakt hatte. Aber auch infizierte Privatpersonen können ihren Standortverlauf importieren und Daten aus der Zeitleiste auswählen, hochladen und bearbeiten – ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen das Virus. Um persönliche Daten umfassend zu schützen, läuft Kadoin als Frontend-Anwendung ausschließlich im Browser. So werden Daten lediglich temporär bereitgehalten.
Ebenfalls im Kampf gegen die Pandemie entwickelten wir eine Anwendung zur Impfroutenplanung für die Feuerwehr Düsseldorf. Diese Anwendung hilft, mobile Impfteams deutlich effizienter einzusetzen und so mehr Menschen mit den Impfstoffen zu versorgen. Bei der Planung der Impfeinsätze lädt die Feuerwehr zunächst alle Adressen der zu impfenden Personen in die Anwendung. Mittels Geokodierung werden diese dann automatisch verortet und auf der digitalen Karte dargestellt. All dies geschieht unter Einhaltung des Datenschutzes. Darauf aufbauend sucht das Programm Orte – beispielsweise den Parkplatz vor einem Supermarkt –, von denen aus die Feuerwehr möglichst viele Impflinge erreichen kann.
Bis zu 4.000 Bürger:innen benötigen bei uns eine Impfung im häuslichen Umfeld. Auch in diesem Moment sitzt eines unserer Teams im Impfzentrum und plant die nächsten Impfungen – ohne dieses Tool wäre das nahezu unmöglich.
Präventiver Katastrophenschutz
Wirbelstürme, Hochwasser, Dürre, Überflutungen – Stadtplaner müssen sich heute mehr denn je mit präventiven Maßnahmen zum Schutz vor Umweltkatastrophen auseinandersetzen. Auch dies ist nur mit fundiertem Wissen und prädiktiven Analysen möglich. Dank Machine Learning sind wir heute in der Lage, auf Basis historischer und aktueller Daten Vorhersagen zu treffen. So kann bedrohlichen Entwicklungen frühzeitig mit präventiven Maßnahmen entgegengesteuert, und im Katastrophenfall zielgerichtet und schnell reagiert werden. Die Kombination aus Wetterdaten und ortsbezogenen Informationen lässt beispielsweise Wahrscheinlichkeitsaussagen für das Eintreten bestimmter Ereignisse wie Überflutungen zu und hilft bei der Suche nach möglichen Schutzmaßnahmen.
Einen anderen Weg geht das paneuropäische Projekt INDRIX (Inclusive Disaster Resilience Index), das Ubilabs mit einer Webanwendung unterstützt hat. INDRIX verbindet das Fachwissen von NGOs im Katastrophenschutz und im sozialen Bereich. Gemeinsam mit öffentlichen Zivilschutzbehörden und Forschungspartnern wurden bisherige Projektergebnisse gesammelt, geclustert, kartiert und bewertet. In einer einzigartigen Präventionsplattform wurden Informationen aus vielen verschiedenen Quellen und bestehenden Programmen zusammengeführt: Hier finden sich länderspezifische Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge im Bereich Küsten- und Hochwasserschutz genauso wie Frühwarnsysteme bei Erdbeben. Neben der Visualisierung und Auswertung von Beispielprojekten lässt sich zudem für jede Region ein sozialer Resilienz-Index ermitteln.
So können Regionen in Europa mit einem besonders hohen Bedarf an Präventions- und Katastrophenschutzstrategien identifiziert werden. Die dynamische Visualisierung unterstützt die Evaluation der Ergebnisse. Auf Basis qualitativer und quantitativer Daten wurde eine benutzerfreundliche, interaktive Karte entwickelt und sowohl Organisationen als auch europäischen Bürgern zugänglich gemacht – auch dies ein neuer Weg, um betroffene Menschen als aktive Stakeholder zu erreichen.
Smarte Städte von morgen: Digitale Technologien für reale Lebensqualität
Diese Beispiele machen deutlich, wie mithilfe von Data Analytics, Location Intelligence und Cloud Computing Lebensbedingungen verbessert werden können: Cloud Computing liefert die technische Infrastruktur, um große Datenmengen vorhalten und verwalten zu können. Data Analytics deckt den kompletten Kreislauf von der Datensammlung und -aufbereitung bis deren Analyse und Visualisierung ab. Und mit Location Intelligence kommt schließlich die Fähigkeit hinzu, unter Berücksichtigung räumlicher Zusammenhänge aus Daten anwendbares Wissen abzuleiten – und so mit Hilfe von Standortinformationen Gegebenheiten besser verstehen und zielorientiert beeinflussen zu können.
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel von Jens Wille in dem Fachmagazin Transforming Cities
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