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Patrick Mast in der Projektbesprechung

Insights

Warum Unternehmen ihre Daten auf die Karte bringen sollten

Interview

Seit über vierzehn Jahren arbeitet Ubilabs für internationale Unternehmen und entwickelt Anwendungen an der Schnittstelle von Daten und Karten. Warum Kartenanwendungen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind und wie Unternehmen die Aussagekraft geografischer Daten für sich nutzen, erzählen unsere Project Owner Annika Bock und Patrick Mast im Interview.

Annika Bock und Patrick Mast im Interview

Annika Bock im Teamgespräch

Annika Bock ist seit sieben Jahren bei Ubilabs. Als Project Owner ist sie die Schlüsselstelle zum Kunden, unterstützt ihn in der Konzeption und Lösungsfindung. Annika leitet ein Entwicklerteam, mit dem sie vorrangig Frontend-Projekte im Bereich interaktiver Karten umsetzt.

Patrick Mast ist seit Juni 2015 als Projektmanager und Teamleiter an Bord. Gemeinsam mit seinem Team setzt er anspruchsvolle Projekte im Bereich Datenvisualisierung und Datenverarbeitung um. Durch sein Studium der Künstlichen Intelligenz in Amsterdam bringt er zudem einen technischen Hintergrund mit.

Ihr arbeitet mit Kunden wie der ARD. Welche Lösungen können sie erwarten?

PM: Kunden kommen in erster Linie mit Projekten und Fragestellungen rund um die Darstellung und Verarbeitung von geografischen Daten auf uns zu. Sie haben Daten, die so dargestellt werden sollen, dass man sie erleben, erfahren und erforschen kann. Wir visualisieren beispielsweise Wetterdaten für Kunden oder setzen Projekte im Bereich Routenoptimierung um. Die ARD wollte eine Plattform aufbauen, auf der Klimadaten dargestellt werden können. Daraus ist die ARD-Klimakarte entstanden, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Von uns kommt dabei das Konzept, das Design und die Benutzeroberfläche – und natürlich die ganze Entwicklungsarbeit, die dahinter steckt. Wir setzen aber auch viele Projekte im Bereich der Datenverarbeitung um.

AB: Wir bekommen zwar häufig “kartenspezifische” Fragestellungen von Kunden, allerdings ist die Lösung weit mehr als eine Karte. In fast jeder Branche kommen inzwischen Anwendungen zum Einsatz, die auf geografischen Daten basieren. Als digitale Spiegelungen unserer Welt können Karten einen greifbaren Bezug zu Daten herstellen und Kartenanwendungen ermöglichen inzwischen selbst auf den kleinsten Mobilgeräten ein digitales Abbild unserer Welt.

Welchen besonderen Nutzen haben interaktive Karten?

Karten haben das Potential, Nutzer zu unterstützen und zu begeistern. Sie machen Daten erlebbar, stellen Zusammenhänge dar und helfen den Unternehmen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Patrick Mast

PM: Wenn wir mit einem Kunden neu zusammenkommen, werfen wir die Daten gerne früh im Prozess auf eine Karte, um bereits eine erste Visualisierung der Daten zu bekommen. Wenn wir das unseren Kunden zeigen, hört man förmlich wie ein Seufzer der Erkenntnis durch die Runde geht, weil durch die Karte die bereits vorliegenden Geodaten in einen Kontext gebracht werden. Daten auf einer Karte darzustellen sieht nicht nur gut aus, es macht die Daten auch erlebbar. Auf der Karte sind Daten interaktiv nutzbar, man kann heranzoomen oder sich erst einmal über den eigenen Standort einem Thema nähern und Zusammenhänge einfacher erkennen. Auch im Bildungsumfeld ist das ein spannendes Mittel der Wissensvermittlung. Beispielsweise haben wir mit der Plattform “Climate from Space” für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) enorme Mengen an Satellitendaten aufbereitet und ansprechend und leicht verständlich dargestellt.

  • "Climate from Space" für die ESA
  • Die App "Mokli" hilft Menschen in Not
  • Die "Safer Cities" Karte zeigt Erfahrungswerte einer Gemeinschaft

AB: Das  Projekt “Climate from Space” zeigt, wie sich der Klimawandel im zeitlichen Verlauf auf das Wetter auswirkt. Erst wenn man diese Art der Information, also Temperaturen zu einem gewissen Zeitpunkt an einem Ort im historischen Vergleich auf einer Karte sieht, erhält man einen Bezug zu diesen Daten. Eine interaktive Karte macht die Daten fast emotional nachvollziehbar. Bei vielen Karten spielt auch der Community-Gedanke eine Rolle. Beitragsfunktionen ermöglichen es Nutzer:innen, Orten eine Bedeutung zu verleihen. Das geht von Bewertungen von Läden in der unmittelbaren Umgebung bis zu Karten, die aus einer Gemeinschaft entstanden sind. Wir haben beispielsweise für die Hilfsorganisation KARUNA in Berlin eine Kartenanwendung entwickelt, mit der Menschen in Not Anlaufstellen für Schlafplätze, Essen und medizinische Versorgung finden können. Für Plan International entwickelten wir die “Safer Cities Map”, auf der Mädchen und Frauen eintragen können, an welchen Orten sie sich sicher oder unsicher fühlen. Werden in Karten Orte mit Informationen verknüpft,entsteht eine geografische Dokumentation.

Was ist das Besondere an geografischen Daten? Warum benötigt man Spezialisten für die Datenverarbeitung?

PM: Geografische Daten lassen sich nicht so einfach in eine Karte übersetzen. Die Daten können als Punkte, Linien und Flächen dargestellt werden. Und sie müssen in einen sinnvollen Zusammenhang gesetzt werden. Zudem müssen Referenzsysteme und Projektionsregeln festgelegt werden, um eine sinnvolle Darstellung der Daten zu erhalten. Wenn man sie richtig visuell aufbereitet, erhält man einen echten Wissensgewinn und kann fundierte Entscheidungen treffen. 

Gleichzeitig kann bei der Datenaufbereitung viel schief laufen. Die Verarbeitung von großen Datenmengen in einer Karte auf der Website kann sich zum Beispiel negativ auf die Performance der Website auswirken. Da kommt uns unsere langjährige Expertise auf dem Gebiet zugute. Wir berücksichtigen neben der optimalen Darstellung und der Performance auch immer die Usability, um schlüssige Anwendungen für unsere Kunden zu bauen.

Inwiefern hat sich die Kartenwelt in den letzten Jahren verändert?

PM: Die Kartenwelt ist erwachsen geworden. Noch vor fünf Jahren war die Darstellung von mehr als 1000 Datenpunkten auf einer Karte herausfordernd, da es sich maßgeblich auf die Performance ausgewirkt hat. Heute ist das dank der fortgeschrittenen Technik und Leistungsfähigkeit kein Problem mehr. Außerdem sind Karten viel variabler geworden und bieten mehr Möglichkeiten zur Gestaltung. Anstatt nur Punkte und statische Overlays auf Karten zu legen, werden heute Daten und Karten viel mehr miteinander verwoben. Auch die Darstellungsformen und -möglichkeiten sind inzwischen deutlich dynamischer und flexibler. 3D-Darstellungen, Bewegung und Animationen sind heute kein Problem mehr.  Dieses Jahr hat Google auf der Entwicklerkonferenz Google I/O eine neue API für 3D-Karten vorgestellt, für die wir zwei Demos gebaut haben.

Karten spielen heute auch eine größere Rolle im Alltag als früher. Die Verarbeitung von Geodaten wurde  ursprünglich rein wissenschaftlich mit komplexen geografischen Systemen (GIS = geographic information systems) vorgenommen. Durch die technischen Möglichkeiten sind wir heute in der Lage, komplexe Geodaten für nutzerfreundliche Anwendungen aufzubereiten. Ein Beispiel dafür ist die Google-Karte. Im Hintergrund müssen komplexe Rechenprozesse stattfinden und Geodaten in Millisekunden verarbeitet werden. Geodaten wurden ursprünglich von GIS-Systemen aufgesetzt. Über Google Maps werden diese Daten aber als einfache Karte ausgegeben, die jeder Nutzer sofort versteht.

AB: Früher haben wir noch mit Kartenanwendungen konkurriert, die in die Rubrik “Mein Neffe hat mir etwas programmiert” fallen. Es gab viele schnell gebaute, kostengünstige Lösungen auf dem Markt. Inzwischen sind die Ansprüche gestiegen und selbst Lösungen, bei denen im Hintergrund komplexe Prozesse laufen, werden von Nutzer:innen selbstverständlich erwartet. Die heute geforderten Anwendungen können meist nur noch professionell umgesetzt werden, wenn sie später performant laufen sollen.

PM: Diese Entwicklung hat sich auch auf unser Leistungsportfolio bei Ubilabs ausgewirkt. Früher haben wir vor allem Lösungen entwickelt, die sich auf die Darstellung im Frontend konzentriert haben. Heute entwickeln wir ganzheitliche Lösungen und beziehen auch Backend-Systeme und Cloud-Dienste mit ein. Als Google Cloud Partner mit der Spezialisierung auf Cloud Computing können wir performant beliebig große Datenmengen verarbeiten. Die Verarbeitung von großen Datenmengen oder Big Data können wir nun dank der verbesserten Technologie dynamisch im Internet anbieten.

Wie geht ihr bei der Projektbearbeitung vor? Wie findet ihr heraus, was der Kunde wirklich braucht?

AB: Wir hören genau zu und stellen viele Fragen. Oft stellt sich heraus, dass es zu der vorgestellten Problemstellung noch eine passendere Lösung gibt, als der Kunde ursprünglich im Kopf hatte. Wir sind außerdem sehr nah am Kunden dran und stehen immer im Austausch. So können wir auch während der Projektentwicklung überprüfen, ob wir auch wirklich das machen, was sich der Kunde vorgestellt hat. Unsere Arbeitsweise gestalten wir flexibel und wir stellen uns auf die Prozesse unserer Kunden ein. Das heißt wir arbeiten mit unterschiedlichen Kunden auf unterschiedliche Weise zusammen, daraus ergibt sich eine eigene Dynamik.

PM: Wenn wir mit neuen Kunden ins Gespräch kommen, sind auch wir Projektmanager schon früh im Kennenlernprozess dabei und können von Anfang an testen, was möglich und gewünscht ist, Feedback geben und beraten. Wenn wir mit neuen Kunden zusammenarbeiten, nutzen wir auch gerne Workshops, um die Kunden kennenzulernen und um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was sie sich wünschen.

Uns ist wichtig, den Kunden an die Hand zu nehmen und durch den Prozess der Projektentwicklung partnerschaftlich zu begleiten.

Patrick

Was sind eure Highlights der letzten Jahre?

  • "Google Voyager" lädt Nutzer dazu ein, unseren Planeten kennenzulernen
  • Über das Dashboard können Nutzer:innen das Abenteuerrennen X-Alps live verfolgen

PM: Besonders gut hat mir die Zusammenarbeit als gleichwertiger Partner mit Google an dem Projekt “Google Voyager” gefallen. Google hatte - basierend auf Google Earth - die Plattform Voyager ins Leben gerufen und wir waren an dem Launch der neuen Plattform maßgeblich beteiligt. Google nutzt die Plattform für Storytelling. Den Nutzern wird also nicht nur der Globus zugänglich gemacht, sondern es werden ganz viele Geschichten rund um unseren Planeten erzählt. Wir durften diese Geschichten technisch umsetzen und uns überlegen, wie man die Inhalte am besten darstellen kann. Daraus sind dann unter anderem Spiele und Quizzes entstanden, auch unser Carmen San Diego Projekt. Zur Sonnenfinsternis haben wir ein interaktives Special gebaut, man konnte überall auf der Welt sehen, wann und wie die Sonnenfinsternis abläuft. Außerdem hat mir das Projekt mit X-Alps sehr gut gefallen. Für beide Projekte sind mit dem Webby Award ausgezeichnet worden.

Für das Extremsport-Event “X-Alps” von Red Bull entwickelten wir eine Web-Anwendung, über die Nutzer das Rennen live in 3D, mit Cockpit Modus und Windgeräuschen mitverfolgen konnten. Mit einer schönen Darstellung, Live Tracking, Kartenpräsentation und einem kompetitiven Element kamen hier gleich mehrere spannende Faktoren zusammen. 

AB: Mir hat besonders das Projekt “Mokli” gefallen, da wir die Hilfsorganisation KARUNA bei ihrer sozialen Arbeit unterstützen und unsere Lösung Menschen in Not hilft. Das macht die Arbeit bei Ubilabs so spannend: Wir entwickeln Lösungen für große und für kleine Kunden, die ganz unterschiedliche Nutzerkreise ansprechen. Einige Anwendungen helfen ausgewählten Mitarbeitern bei der Entscheidungsfindung und andere wiederum begeistern Tausende. Im Fall von Mokli hilft unsere Anwendung sogar dabei, Menschen das Leben zu erleichtern.

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